Aufbau und Etablierung einer regionalen bioökonomischen Wertschöpfungskette für Nutzhanf in der Lausitz

Etablierung einer regionalen Wertschöpfungskette in der Lausitz

  • Bio-Ökonomie;
  • Nutzhanf-Industrie;
  • Kompetenzzentrum Nutzhanf;
  • Beteiligung lokaler Akteure.
Lausitz Nutzhanf

Foto: Lausitz - Martin Wittau | BVNG

Die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit arbeitet seit Beginn des Jahres 2018 an dem Vorhaben, die Strukturentwicklung in der Lausitz durch ein „Impact Investment“-Projekt voranzutreiben. Das Gesamtprojekt besteht aus einer Reihe von Teilprojekten.

Diese sollen bis zum Jahr 2030 ein holistisches Netzwerk an Produktionsbetrieben in der Lausitz zur Etablierung eines regionalen bioökonomischen Wertschöpfungskreislaufes auf der Basis des natürlichen Rohstoffes Nutzhanf bilden. Zur Unterstützung der Produktionsbetriebe wird ein Kompetenzzentrum Nutzhanf als zentrale Forschungs- und Entwicklungseinheit (FuE) geschaffen, das sich mit Pflanzenzucht, Produktentwicklung, Zertifizierung sowie Aus- und Weiterbildung und Forschung befasst.

Eigens hierfür hat die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit im Jahr 2019 eine Beteiligungsgesellschaft gegründet (Bundesvereinigung Nachhaltigkeit Beteiligungsgesellschaft mit Wirkung mbH, eingetragen im Handelsregister Cottbus), die von einem hochkarätig besetzten Beirat beraten wird. Mitglieder sind ein Direktor der Deutschen Bundesbank mit Sustainable-Finance-Expertise, Expertinnen für Netzwerkbildung, die Vorständin einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie einer der deutschen Hanf-Päpste – Dr. Jürgen Paulitz. Aufgaben der Gesellschaft sind die Finanzierung, die zentrale Koordinierung und die Steuerung des Netzwerkes sowie die Interaktion mit lokalen Akteuren, die sich über unterschiedliche Beteilligungsformate an den Produktionsbetrieben beteiligen können.

Gliederung des Netzwerkes nach Wirtschaftssektoren und Branchen

Hanf-Wertschöpfungs-Matrix

Warum Nutzhanf als Basis der bioökonomischen Wertschöpfung?

Die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit ist Gründungsmitglied der “Initiative Bürgerregi-on Lausitz”. Als solche war sie an der Idee beteiligt, ein Werkstattgespräch zu den Chancen von Nutzhanf in der Lausitz abzuhalten, das am 03.12.2019 von der Zu-kunftswerkstatt Lausitz in Proschim durchgeführt wurde.

Dem Ergebnis war klar zu entnehmen, dass Nutzhanf enormes Potenzial für die Strukturentwicklung der Lausitz bietet (Siehe Abbildung).

Infolge dessen hat die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit eine Machbarkeitsstudie aus Eigenmitteln finanziert.

Visual Documentation Fachwerkstatt Hanf in der Lausitz 2019-12-03

Foto: Martin Wittau | Bundesvereinigung Nachhaltigkeit e.V.

Die vier wichtigsten Erkenntnisse hieraus sind:

  1. Braunkohle ist keineswegs der bestimmende Industriesektor in der Lausitz – die öffentliche Wahrnehmung bezüglich dessen ist falsch. Der in Wahrheit sehr heterogene Industriesektor in der Lausitz ist ein bedeutender Vorteil für die Innovationsfähigkeit, die Strukturentwicklung und die Etablierung einer biobasierten Wertschöpfung;
  2. Für die Anpassung an den Klimawandel (u. a. zunehmende Trockenheit) und die Rekultivierung landschafts- und siedlungsraumzerstörender Tagebauflächen ist Nutzhanf eine ideale neue Form landwirtschaftlicher Nutzung auf bis zu 438.000 ha Anbaufläche in der Lausitz als Zentrum des Nutzhanfanbaus in Deutschland;
  3. Hanf hat in der Lausitz eine Tradition seit dem Frühmittelalter. Für die Optimierung der Pflanze, die Wiederherstellung verlorenen Wissens und die Produktentwicklung ist ein „Kompetenzzentrum Nutzhanf“ elementarer Bestandteil der biobasierten Strukturentwicklung in der Lausitz;
  4. China, die USA und Kanada sind der deutschen Entwicklung bei der Produktion und der Verarbeitung von Nutzhanf z.T. Jahrzehnte voraus. Deutschland droht, in einem wichtigen zukünftigen Rohstoffmarkt den Anschluss zu verlieren.

Die Aufbauschritte im einzelnen:

  1. Gründung einer Beteiligungsgesellschaft als Holdinggesellschaft und für die Finanzierung/Steuerung /Koordinierung des Unternehmensnetzwerkes (bereits erfolgt);
  2. Aufbau zentraler Einheiten:
    a) Handelsgesellschaft als zentrale Sales&Distribution-Einheit für den Handel mit Rohprodukten und als zentrale Vertriebsplattform für die Halb- und Fertigerzeugnisse aus den Produktionsbetrieben des Netzwerkes
    b) Aufbau des Kompetenzzentrums Nutzhanf als zentrale Forschungs- und Entwicklungs-Einheit des Unternehmensnetzwerkes
    c) Aufbau einer zentralen Grundstücksverwaltung zur Sicherung von Anbauflächen und Produktionsstätten
    d) Aufbau einer zentralen Logistik-Einheit z.B. für die Bereitstellung von Ernte-Spezialmaschinen
  3. Aufbau von Beteiligungsformaten/-gesellschaften/-genossenschaften für die Partizipation lokaler Akteure am Stammkapital der Produktionsunternehmen;
  4. Sukzessiver, nachfrageorientierter (und teilweise zu 2. paralleler) Aufbau der Produktionsunternehmen durch Gründung oder Erwerb bestehender Unternehmen , beginnend mit Bio-Energie, Agrar, Bio-Kunststoffe, Pharma, Textil, Baustoffe, Ernährung, Verbundwerkstoffe

Vorgehensweise beim Netzwerkaufbau:

Die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit (BVNG) beabsichtigt, die Strukturentwicklung in der Lausitz durch die Initiierung eines Netzwerkes von Unternehmen zu begleiten, die an den Schnittstellen verschiedener Wirtschaftssektoren mit unterschiedlichen Tiefen und Stufen der Produktion und Verarbeitung platziert werden.

Es ist der BVNG dabei ein besonderes Anliegen, nicht nur reine Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen, sondern insbesondere den Vermögensaufbau breiter Bevölkerungsschichten in der Region zu unterstützen. Daher werden neben der Gestaltung von Angeboten nachhaltiger Investitionsmöglichkeiten für Investoren auch unterschiedliche Wege und Arten der Partizipation von lokalen Akteuren (z.B. auf genossenschaftlicher oder ähnlicher Basis) zur Anwendung kommen.

Folgende Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen werden adressiert:

Die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit hat eine SDG-Roadmap entwickelt, um die Beziehung zwischen den einzelnen Zielen und den Bezug zu konkretem Handeln sichtbar zu machen. Alle Projekte der Bundesvereinigung werden anhand dieser Roadmap durchdekliniert.

Im konkreten Vorhaben werden 14 der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 angesprochen.